Neogotisches Lustschloss – grundhafte Sanierung der Freitreppe am Teeschlösschen in Gotha
Die hochherrschaftliche Parkanlage liegt unweit des Schlosses Friedenstein. In dieser Anlage lies Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg um 1780 zwischen Orangerie und Festungsanlage im „Garten der Herzogin“ ein Gartenhaus für seine Frau Charlotte Amalie als neogotisches Lustschlösschen in Form einer Kapelle errichten. Sein Architekt Carl Christoph Besser gestaltete das „Teeschlösschen“ in Anlehnung an das Kloster der Herzogin Luise im Weimarer Park. Es wurde auch als Kapelle beschrieben.
Der Grundkorpus wurde als einfache einschiffige Kapelle mit Satteldach und aufsitzendem Dachreiterturm mit Kreuzbekrönung errichtet. Um 1783 wurde der Sommersitz zu klein und nun um 6,50 Meter nach Westen erweitert. Das Dachgeschoss wurde überarbeitet und vollständig ausgebaut. Die Walmdächer wurden mit stehenden Satteldachgaupen und gotischen Spitzbogenfenstern gestaltet. Der schiefergedeckte Dachreiterturm war nun umgeben von mit Biberschwänzen gedeckten Dachlandschaften.
Im Jahr 1799 erhielt das Bauwerk mit neuen Anbauten und Hallen einen kreuzförmigen Grundriss. Die Erweiterung erfolgte durch einen zweigeschossigen Anbau nach Osten sowie die Hallen nach Norden und Süden. Die letzte Baustufe um 1812 erweiterte das Gebäude mit dem chorähnlichen Anbau in Richtung Osten. 1821 schenkte Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg seiner Gattin Karoline Amalie unter anderen das Lustschlösschen, das Winterpalais und Schloss Friedrichsthal. Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha nutze es nach ihrem Ableben als Kapelle für den englischen Zweig des Herzoghauses.
Unsere Leistungen:
Im Herbst 2021 erhielten wir von der Stadtverwaltung Gotha den Auftrag zwischen Orangerie und Festungsanlage vom Schloss Gotha am sogenannten Teeschlösschen die maroden Zugänge zur Ostseite, bestehend aus 2 gebäudeflankierenden Naturstein-Freitreppen sowie den unteren Teil der Ostfassade aus Sandstein grundhaft zu sanieren.
Zielstellung unserer Arbeiten bestand darin, die südliche Treppenanlage, die mit ihren 18 Stufen aus Seeberger Sandstein, zwar lageverschoben jedoch nahezu komplett erhalten, und einen Geländehöhensprung von ca. 3,00m überbrückt sowie deren Wangenmauerwerk bestandsgetreu aus den vorhandenen Sandstein-Blockstufen und ergänzenden neuen Werkstücken und Vierungen wieder neu zu errichten.
Die nördliche Freitreppe mit Wange besteht aus 16 Stufen. Hier waren jedoch ausschließlich nur noch Fragmente erhalten. Diese Anlage musste dem entsprechend komplett aus neuen Blockstufen und Werksteinen neu errichtet werden.
Nach erfolgtem Komplettabtrag der Stufenanlagen erfolgte zunächst eine Neugründung aus abgetreppten Stahlbeton-Streifenfundamenten und weiter hochführenden bewehrten Betonmauern als Auflager für die Treppenfundamentplatte und als Rückwand für das Verblendmauerwerk der Wangen aus Seeberger Sandstein.
Anschließend wurden die aufgearbeiteten und neuen Sandsteinstufen aufgesetzt und die angrenzenden Bruchsteinmauern wieder angearbeitet und verfugt. Beide Treppenanlagen wurden wieder perfekt an den bogenförmigen Verlauf des verbliebenen Bestandes angepasst. Da das Teeschlösschen auch heute noch als Kindertagesstätte genutzt wird, durften unsere Mitarbeiter die lärmintensiven Arbeiten nur außerhalb der Ruhezeiten von 12-14 Uhr durchführen. Eine weitere große Herausforderung auf dieser Baustelle war, wie so oft die stark eingeschränkte räumliche Zugänglichkeit in Hanglage. Mit Hilfe unseres Riebsamen-Kranes sowie Motorschubkarren aus unserem Neuinvestitionsprogramm, und dennoch mit viel Schweiß sowie unter ständigen Anfeuerungen der Kinder haben unsere Jungs das Problem jedoch gemeistert.
Eine Stützmauer mit ihren 4 vorgesetzten Strebepfeilern, welche an der östlichen Hangkante des weiterführenden Geländes sitzt und teils als Fundament für die Ostfassade des Teeschlösschens dient, gehörte ebenso mit zu der uns gestellten Sanierungsaufgabe.