Aufwendige Sanierung des dekontaminierten Dachstuhls im Trockeneisstrahlverfahren

Nach drei Jahren Bauzeit wurde das größte Museum Südbadens im März 2010 fertiggestellt und wiedereröffnet. Im Zuge der umfangreichen Sanierungsarbeiten bestand die Aufgabe im Ab- und Wiederaufbau des Dachstuhls sowie der Dekontaminierung der Hölzer mittels Trockeneisstrahlen.

 

VERGIFTETE GOTIK

Ursprünglich war dieses Museum ein Kloster der Augustinereremiten, die darin von 1278 bis 1782 residierten. Die Saalkirche des gotischen Ensembles fungierte von 1823 bis zum Jahr 1910 als städtisches Theater. Damals befand man, dass das Objekt den bestmöglichen Rahmen für die Kunstsammlungen der Stadt böte und begann den Umbau zum Museum. Bald konnte eine bedeutende Kunstsammlung vom Mittelalter bis zum Barock mit der oberrheinischen Kunst als Kern präsentiert werden, die das Kloster zu einem der wichtigsten Museen Süddeutschlands aufsteigen ließ.

Irgendwann zwischen 1920 und 1980 fasste man in Freiburg den Entschluss, die alten Hölzer des Museumsbaus vor allen erdenklichen Holzschädlingen zu schützen und holte dazu aus dem Arsenal der Holzschutzmittel die schärfsten damals bekannten Waffen: Pentachlorphenol (PCP), Lindan und auch das nicht so häufig eingesetzte Chlornaphtalin. Erst in den späten 70er Jahren geriet Pentachlorphenol zunehmend in den Verdacht, Gesundheitsschäden bei Personen hervorzurufen, die sich in Räumen mit PCP-behandeltem Holz aufhielten. Im Augustinermuseum hatte der Feldzug mit der chemischen Keule gegen die Holzschädlinge zur Folge, dass einige Trakte unbenutzbar waren und für Jahre geschlossen werden mussten. Eine Generalsanierung stand an.

Die Stadt beauftragte das Frankfurter Büro Prof. Mäckler mit dem Entwurf eines recht revolutionären architektonischen Konzeptes, das man mit dem Begriff „Haus in Haus“ beschreiben könnte. Für die damit verbundenen Rohbauleistungen, zu denen die Entkernung, Freilegung der Gründung und die völlige Demontage des Daches gehörten, fand sich in einer europaweiten Ausschreibung zunächst kein Bieter. Nachdem wir den Auftrag für Demontage, Dekontamination und Wiederaufrichtung der Dachkonstruktion erhalten hatten, konnte 2007 auch der Umbau von Langhaus und Chor beginnen, der insgesamt drei Jahre dauern sollte.

 

DEKONTAMINIERUNG DER HOLZBAUTEILE IM TROCKENEISSTRAHLVERFAHREN

Die Entgiftung der Konstruktionshölzer des Kirchendaches erwies sich für uns als zentrales Problem der Bauaufgabe. In Vollschutzkleidung und unter Atemschutzgerät, teilweise bei Temperaturen um die 30°C, mussten unserer Zimmerleute jedes einzelne Holzbauteil demontieren, deren Lage für den späteren Zusammenbau auf einem Plan skizzieren und dann durch die engen Gassen der badischen Metropole zu einer Lagerhalle transportieren. Dort wurden die Hölzer mittels Eisstrahlgerät dekontaminiert.

Dabei werden die zu behandelten Teile mit gefrorenen Kohlendioxidpellets bestrahlt, die nur leicht in das Material eindringen. Es eignet sich sehr gut zur Entfernung von Schadstoffen wie Holzschutzmitteln, die sich in oberflächennahen Schichten des Holzquerschnittes angelagert haben.

Wir behandelten einen Großteil der Hölzer im Trockeneisstrahlverfahren. Es dient zur schonenden Vorbereitung der Holzoberflächen für Anstriche oder zur Dekontamination schadstoffbelasteter Holzbauteile.

 

MASKIERUNG VON KONTAMINIERTEN HOLZBAUTEILEN

Das früher im Bayer-Produkt Basileum SP 70 enthaltene Chlornaphtalin ist zwar nicht so stark gesundheitsschädlich wie PCP, belästigt aber mehr durch seinen muffigen Geruch. Einen Ausweg bietet die „Maskierung“ der Hölzer, worunter ihre Beschichtung zu verstehen ist. Um den Erfolg der Maskierungstechnologie garantieren zu können, verblieben die beschichteten Hölzer über mehrere Wochen in einem geschlossenen Raum, dessen Luft kontinuierlich analysiert wird. Es konnten trotz hohen Dampfdrucks von Chlornaphtalin keine Ausgasungen festgestellt werden – die gestellte Aufgabe wurde erfüllt.

Die therapierte Dachkonstruktion konnte 2009 von uns wieder aufgerichtet werden; das Museum wurde mit beeindruckender neuer Architektur am 23. März 2011 eröffnet.

 

Unsere Leistungen im Überblick

  • Abriss und Neubau des Dachstuhles
  • Dekontaminierung der Holzbauteile im Trockeneisstrahlverfahren
  • Maskierung von kontaminierten Holzbauteilen
  • Einbau von Stahlkonstruktionen
  • Einbau von Fahrstuhlschächten aus Holzwerkstoff
  • Abbruch und Sicherung der Fachwerkfassade zum Hof
  • Einbau eines neuen Tragwerkes, wegen Einbau eines Atriums im Hof